Sonntag, 6. September 2015

Berlin - man liebt es oder man hasst es. Party, Techno, Krieg.

Bei einem Besuch in einem Berliner Club habe ich lange mit einem schon lange hier wohnhaftem Mädel über Berlin geredet - sie meinte, dass man entweder Berlin liebt oder hasst es. Nach fast einem Jahr in dieser Stadt kann ich keine bessere Beschreibung finden. Berlin ist eine eigenartige Stadt. Hier wird Weltpolitik geschmieden, hier herrscht Armut und Integrationprobleme, Gentrifizierung und Flüchtlingswelle, hier wird gekifft, gevögelt und gefeiert wie nirgendwo sonst in Europa. Berlinerboden hat aber auch leider mehr als nur das gesehen. Das oben Beschriebe passiert im Raum zwischen dem Branderburgertor, dem Reichstag, der Mauer, dem Judendenkmal. Keiner weiss genau wie viele Knochen unbekannter und vermisster Menschen immer noch in jedem Hügel im sonst platten Berlin liegen. Da wo heutzutage die Party abgeht, gingen vor knapp 70 Jahren die letzten Bomben ab, da wo der "Zug der Liebe" heute zieht, marschierten SS und später sowjetische Soldaten. Keine andere Stadt der Welt hat so viel erleben müssen wie Berlin, keine andere Stadt war so lange künstlich gespalten wie Berlin - nach kapitalistischem Westen und kommunistischem Osten - ein kleines Bild von Europa vor der Wende. Ein Ort, wo für Freiheit und Demokratie mit Militär und Politik lange Zeit gekämpft wurde. Die hat man vor nur 25 Jahren endlich erreicht und man will diese einfach nie wieder verlieren, nur genießen - jede Sekunde, jede Minute, Tag und Nacht.
 Berlin - die Stadt, wo alles erlaubt ist. Wo die Anonymität deine Persönlichkeit in die Masse verschwinden lässt und deinen Körper zu seinen Grenzen bringt. Vom Berlin kriegt man nie genug, die Stadt ändert sich schneller als man es wahrnehmen kann. Die Hippster Kiezs wie Prenzlauer Berg, die Immigranten Kiezs Neukölln, Wedding, die Museumsinsel, die Tourispots. Für jeden ist hier etwas, egal ob jung, alt, schwarz, gelb, behindert, reich oder arm. Von den kleinen typischen Eckkneipen bis die Technotempels wie Berghain, Museen, kleine Galerien, Streetart, Konzerte - tausende heiße Spots für jeden Geschmack.
 Jeder hier ist bleibt aber ein Mensch - egal ob man Einheimischer, Gast, Tourist oder Besucher. Deutsche, Türke, Immigrant, Ausländer, Tourist ist - danach wird hier nicht unterschieden. In meinem Haus wohnen Gastarbeiter aus Serbien, Polen, Bulgarien, hausiert ein Obdachloser, viele Immigranten aus der Türkei, ein Hippsterladen im Erdgeschoss bietet seine Ökowaren an, ein schwedisches Startup neben der Wohnung italienischer Künstler. Laut der Statistik wohnen in Neukölln, der ärmsten und damit auch der günstigsten Stadtviertel Berlins, mehr als 160 Nationen. Im Sommer, beim offenen Fenster, riecht es nach balkanischer, italienischer und russischer Küche. Vom Jazz bis balkanische Rhythmen hört man im Innenhof gespielt. Friedlich und liebevoll ist trotzdem alles nicht immer - eine oder andere Schlägerei und Streiterei passieren ja oft, ein Polizeieinsatz ist aber immer dabei und selten spitzt sich alles wirklich zu. In Tourigebieten kommt man mit Englisch öfters besser informiert, als mit dem Deutschen.
Ein eigenartiger Treffpunkt der kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens der Welt stellt die deutsche Hauptsstadt dar. Die Natur Berlins ist auch nicht zu unterschätzen. Badeseen, Parks, gepflegte Wiesen, das alles gehört noch dazu.Man braucht keine Reiseberichte über Berlin lesen, die Stadt muss jeder für sich entdecken. Einfach mal von der Masse sich treiben lassen.
Aus Deutschland ist die Stadt gut mit dem Reisebus Flixbus und Bahn erreichbar, sonst gibt es auch Billigflüge aus ganz Europa nach Tegel und Schönefeld. Ich fahre lieber Bus, da diese letzter Zeit wirklich günstig geworden sind (von 9 bis 20 Euronen) kommt man schnell fast überall hin, wo man will, auch grenzübergreifend. Vom Tegel besteht keine direkte Ubahnverbindung nach der Innenstadt. Mit dem Bus erreicht man aber schneller den Alexanderplatz in der Mitte und man kann losgehen. Couchsurfing funktioniert gut, airbnb würde ich nicht empfehlen, weil das die Mieten künstlich sehr hochgetrieben hat, was für viele arme Familien zu seriösen Problemen führt. Hostels gibt es ja preiswert genug - ich habe meine immer vorher gebucht und war alles ok. Das Personal ist immer nett, Englisch spricht sowieso jeder.  Essen ist günstig - von Discountern, Currywurst- und Dönerbuden bis teuren Restaurants, mit leerem Magen bleibt wohl keiner in der Hauptstadt.
Viel Spaß!
Tipps: Mauerpak, Prenzlauerberg, die Mauer, Neukölln, Alexanderplatz, Berlinerdom, Kreuzberg, Friedrichshain

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